Rund um den Globus hat man sich nach Lecken der eigenen Wunden daran gemacht, Berechnungen anzustellen, um die aus der Einführung von Stahl- und Aluminiumzöllen in den Vereinigten Staaten entstehenden Finanzschäden zu bemessen.

Russland, die Türkei und Japan haben Washington inzwischen sogar vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen gewarnt, wie die im Schweizerischen Genf ansässige Welthandelsorganisation WTO in der vergangenen Woche bekannt gegeben hatte. Laut WTO werde sich die globale US-Zolltarifrechnung für den Rest der Welt auf rund $3,5 Milliarden belaufen.  

Zusatzexportkosten der einzelnen Länder

Die drei oben erwähnten Nationen haben ihre Kompensationsforderungen mittlerweile vor die WTO gebracht. Auch seitens der Europäischen Union, Chinas und Indiens wird ein ähnlicher Schritt erwartet. Die durch Russland, die Türkei und Japan vorgelegten Berechnungen zeigen, wie stark die Stahl- und Aluminiumkosten aufgrund einer Verhängung von US-Zolltarifen und auf Basis der aus dem Jahr 2017 verfügbaren Handelsdaten steigen werden.

Seitens Russlands hieß es, dass die im März verhängten US-Zolltarife den eigenen Stahl- und Aluminiumausfuhren in die USA Zusatzkosten in Höhe von $538 Millionen bescheren werden. In Japan wird dieser Betrag auf $440 Millionen beziffert, während die Türkei mit Zusatzexportkosten in Höhe von $267 Millionen rechnet.

Weitere Leidtragende sind China ($612 Millionen), die EU ($1,6 Milliarden) und Indien ($165 Millionen). Allen aufgezählten Nationen ist gemeinsam, dass deren Regierungen die Rechtfertigung der US-Regierung zur Einführung von Zöllen in Höhe von 25% auf Stahl und 10% auf Aluminium weit von sich weisen.

Missbrauch der „Bedenken über die Nationale Sicherheit“

Denn Washington hat die Verhängung dieser Zolltarife aufgrund von Bedenken über die Nationale Sicherheit der USA eingeführt, womit die Washingtoner Regierung sich dazu in der Lage sieht, bestehende WTO-Regularien zu unterlaufen und auszuhebeln.

Was den meisten Stahl- und Aluminiumproduzenten in der Welt große Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass die eingeführten US-Zolltarife schon bald noch drastisch ausgeweitet werden könnten, dann nämlich, wenn die Trump-Regierung aufgrund von Bedenken über die Nationale Sicherheit der USA Zölle dazu missbrauchen könnte, um darniederliegende Industrien vor Auslandsimporten zu schützen.

Keine übliche Kompensation

Eine Nation, die sich solcher Mittel unilateral bedient, muss andere WTO-Mitglieder für Gewöhnlich finanziell kompensieren. Normalerweise wird dann eine Vereinbarung getroffen, um den Import von Gütern aus anderen Bereichen der betreffenden Staaten zu erhöhen.

Anders im Fall der USA. Washington weist weit von sich, dass es sich im Fall der verhängten Zolltarife um protektionistische Maßnahmen handele. Aus diesem Grund hat Washington den WTO-Partnern bislang auch keinerlei Kompensationen in Aussicht gestellt.

30-Tages-Frist für Zoll-Vergeltungsmaßnahmen ist abgelaufen!

Eben jener Aspekt führt nun zum stark wachsenden Risiko einer potenziellen Verhängung von eigenen Zöllen unter diesen Ländern gegen die Einfuhr von US-Produkten. Die aktuellen WTO-Regularien verbieten Vergeltungsmaßnahmen in einem Zeitraum von weniger als 30 Tagen.

Diese 30-Tages-Frist ist nun überschritten. Aus Japan heißt es, dass sich das Land nun dazu in der Lage sähe, Vergeltungsmaßnahmen gegen die USA zu verabschieden, was laut Analysten mit einer Verhängung von Gegenzöllen in Höhe von mindestens $265 Millionen einher gehen dürfte.

Bislang haben weder Japan noch Russland spezifiziert, auf welche Weise Vergeltung gegen die Vereinigten Staaten ausgeübt werden soll. Lediglich die Türkei hat einen Katalog von 22 in den USA hergestellten Produkten ausgearbeitet, die im Fall einer Verhängung von Gegenzöllen durch die Türkei ins Visier geraten dürften. Dazu zählen unter anderem Nüsse, Reis, Tabak, Fahrzeuge und Stahlprodukte.

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